Hunger! Und ein Minderheitenproblem
Der Hunger, den ich nicht benennen konnte
Ich hatte Hunger. Jahrelang. Und keine Ahnung, wonach.
Es ging nie um Essen. Es ging um etwas, für das ich kein Wort hatte.
Ich habe Jahre gebraucht, das herauszufinden.
Der Satz, der alles veränderte
Dann kam dieser Satz. Von einer Kollegin, hochbegabt wie ich später verstehen sollte: „Überdenk deine ADHS-Diagnose nochmal. Das könnte Hochbegabung sein.“
Ein Satz. Ein Schalter. Alles anders.
Ich sah mein Leben plötzlich klar und auch, dass ich nicht im Mangel feststeckte, sondern alles schon in mir zur Verfügung hatte.
Und trotz Integration meiner Persönlichkeitsmerkmale war da immer noch dieses Hungergefühl. Das ich nicht einordnen konnte. Ich hatte ja gelernt, dass ich mir alles selber geben kann.
Resonanz – das fehlende Wort
Dann dieser Podcast. Ich höre zu, und plötzlich – da. Dieses Gefühl.
Die Gedanken des Menschen, der interviewt wurde, lösten ganz viele Gefühle aus. Ich erkannte mich wieder in dem, was er sagte.
Wie kann ich mich in jemandem wiedererkennen, der ein komplett anderes Leben lebt? Anderes Geschlecht, andere Geschichte, aufgewachsen in zwei Kulturen.
Ja, das geht.
Resonanz. Das war das Wort.
Ich las und hörte noch mehrere Interviews dieses, wie ich finde bemerkenswerten Menschen und es bestätigte sich immer wieder. Ich ging stark in Resonanz mit dem, was er sagte.
Einiges, was er beschrieb – seine Erfahrungen, sein inneres Erleben – hätte ich genauso beschrieben. Das fand ich auch bemerkenswert.
Was bedeutet diese Resonanz?
Ich dachte viel darüber nach, wie ich diese starke Resonanz einordnen konnte. Was das heißt und wie ich damit umgehen will.
Hebe ich es auf die geistige Ebene? Ordne ich es als Spiegelung dessen ein, was ich auch in mir habe? Was ich auspacken und leben darf in der Art und Weise, wie es zu mir passt? Nehme ich das, was ich gehört habe als Vorbild?
Das essentielle Bedürfnis
Im Gespräch mit meiner Freundin wurde es nach und nach klar.
Es hat nichts mit Bedürftigkeit zu tun, sondern es ist ein essentielles Bedürfnis nach verstanden werden, gespiegelt werden und sich entfalten können. In Verbindung sein. Nicht nur an der Oberfläche, sondern in der Tiefe. Mit Menschen, die genauso gestrickt sind, wie man selbst. Die auf derselben Frequenz senden, dieselbe „Sprache“ sprechen.
Das Minderheitenproblem
Und da taucht das Minderheitenproblem auf.
Das Minderheitenproblem: Es gibt einfach nicht genug von uns. Nicht in Reichweite.
Ich fühlte mich lange sehr allein.
Ich wünschte mir, dass ich dazugehören könnte, dass ich genauso sein könnte, wie die anderen, dass ich mich zeigen könnte, wie ich bin. Dass jemand meine Freude und Begeisterung teilt, dass ich Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen haben könnte, dass ich endlich meinen Weg finden könnte.
Stattdessen war ich diejenige, die sich die Themen anderer anhörte, die eigenen Themen kamen meist nicht an.
Die still und unsichtbar war. Die keine eigene Meinung zu haben schien.
Abgesehen davon, dass es für mich irgendwie niemanden gab.
Das Minderheitenproblem.
Es ist wirklich ernstzunehmen. Ich nahm es ernst.
Mein Umfeld verändert sich
Seit ich mich intensiv mit meinen Persönlichkeitsmerkmalen beschäftigt habe und in mein Leben integriert habe, hat sich auch mein Umfeld verändert.
Dem Internet sei Dank, habe ich Menschen gefunden und haben mich Menschen gefunden, die auf meiner Frequenz senden und mit denen ich in Resonanz bin.
In ihrer Gegenwart kann ich einfach sein, wie ich bin und mich entfalten.
Ich bin so dankbar für diese Freundschaften, die entstanden sind. Etwas für mich noch nie Dagewesenes.
Und die Resonanz auf die Interviews?
Finde ich wunderbar und sie löst immer wieder große Begeisterung aus. Transportiert Lebendigkeit und Inspiration. Und hat mich ein Vorbild finden lassen mit Mentor-Status.
Das Leben ist wunderbar!
Ein Erlebnis, das alles ist – außer gewöhnlich!
